Das Daumendrücken hat leider nicht so gut geklappt, denn heute Morgen werden wir von kräftigem Regen geweckt. Der einzige Vorteil des Kuschelparkens, wir wurden wenig durchgeschüttelt. Dazu tröpfelte es immer mal vom Himmel und wir sahen auch die 3. Wanderung buchstäblich ins Wasser fallen.

Gegen 08:45 Uhr verabschiedeten wir uns nun von diesem Platz und steuerten zunächst Reine an. Leider war das Wetter hier keinesfalls besser und so haben wir nur einen kurzen Fotostop am Startparkplatz zur Wanderung gemacht. Einen freien Parkplatz gab es hier natürlich auch nicht… stattdessen hielten wir dieses Mal sogar frech in der 3. Reihe und blockierten kurz einen Mercedes Viano. Der Mann saß brav im Auto und wartete genervt auf seine Frau, die nicht genug Fotos machen konnte.
Wir schauten auf die Uhr und entschieden uns kurzerhand gegen einen Besuch von A. Wenn wir Glück haben, bekommen wir nämlich noch einen Platz auf der 09:45 Uhr Fähre von Moskenes nach Bodo. Heute Morgen hatte André mal auf der Internetseite geschaut und hätte für einen Tag später genau diese Fähre noch reservieren können. Alle späteren Zeiten waren schon ausgebucht. Leider kann man nie für den gleichen Tag reservieren. 2/3 der Plätze können reserviert werden und lediglich 1/3 bleibt für Spontanfahrer am Hafen. Hoffen wir mal, dass wir genau zu diesem Drittel gehören.
Zu dieser Zeit wusste ich übrigens noch nicht, dass die 09:45 Uhr Fähre über Vaeroy fährt und dadurch 7 Stunden nach Moskenes braucht. André hat diese Info aus guten Gründen lieber mal verschwiegen :-D.
Am Fähranleger angekommen war es einfach nur chaotisch. Es gibt mehrere Reihen für reservierte und mehrere für unreservierte Fahrzeuge. Ehe wir uns versahen standen wir schlagartig in Reihe 3 der unreservierten. Direkt hinter uns parkte der Mercedes vom Fotostop und es dauerte keine 10 Minuten, da war auch die 4. Reihe neben uns komplett dicht.
Die 09:45 Uhr Fähre war schon beim Einladen, fuhr plötzlich ab, drehte aber nur und legte anders herum wieder an. Scheinbar für den Zwischenhalt auf Vaeroy. Die etwas überforderten Mitarbeiter versuchten noch hier und da was zu schieben aber letzendlich fuhr die Fähre ziemlich leer ab. Ärgerlich! Wir wären gerne mitgefahren. Zwischen den Wartenden brach Unmut aus. Einige versuchten irgendwie wieder aus der Warteschlange herauszukommen. Die Fähreinweiser versuchten so gut wie möglich dabei zu helfen. Auch wir wollten eigentlich wieder weg, hatten aber keine Chance hier raus zu kommen. Naja, das Wetter ist eh nicht so dolle….und wahrscheinlich hätten wir in A soweiso keinen Parkplatz bekommen. Bleiben wir einfach hier und hoffen auf die 11 Uhr Fähre.
In der Reserviertschlange gab es auch ein wenig Unmut. Weiter hinten standen offenbar Fahrzeuge, die schon die 09:45 Uhr Fähre gebucht hatten und nun schlichtweg nicht mitgenommen wurden. Ups! Vielleicht sollte man die Reihen doch ein wenig Aufteilen… Wir schauten uns das spannende Treiben jedenfalls weiter an. Etliche Motorräder wurden zur Vorbereitung schon einmal nach Vorne geholt und deren Nummernschilder gescannt. Die kommen dann wohl auf jeden Fall mit, mal schauen, was mit uns passiert. Kurze Zeit später kam ein weiterer Motorradfahrer… Natürlich ein Deutscher, der die anderen erst einmal anpöbelte, ob jemand Englisch sprechen würde. Er wolle auch noch mit und sie sollen das beim Fähreinweiser gefälligst mal mit ihm regeln….einfach unmöglich!
Das Schiff trudelt ein, die Spannung steigt. Natürlich fahren erst alle reservierten Fahrzeuge drauf…. es sind leider mehr als geplant, weil sie bei der letzten Fähre ja einfach vergessen wurden. In den unreservierten Reihen wird mit dem Scannen begonnen. Klar, die Jungs können ihr Schiffchen schon ganz gut abschätzen. Auch die Reihe neben uns wird bis auf ein Auto mit großem Wohnwagen gescannt. Klar, der ist ja auch ziemlich lang. Wenn er nicht passt, fahren wir sehr gerne mit ;-). Der Kollege geht aufs Schiff, kommt zurück und schreitet den Wohnwagen ab. Mist, offenbar passt er noch mit drauf. Schade! Danach dürfen noch ein paar kleine Autos von hinter uns fahren. Es wird spannend. Nun werden auch wir gescannt. Unglaublich. Nach 40 Minuten beladen und einem hoffnungslos aussehenden Platzmangel scheinen wir wirklich noch Glück zu haben. Allerdings sollen wir erst noch den Mercedes hinter uns vor lassen. Offenbar haben sie für ihn noch eine Lücke gefunden. Wehe, wenn wir jetzt doch nicht mit dürfen. Es kam, wie es kommen musste… die Lücke war zu klein. Aber nicht wir mussten warten, sondern der Mercedes wieder rückwärts von der Fähre. Klar, wir standen ja auch ein bis zwei Minuten länger in der Warteschlange als er :-D. Nachdem er Platz gemacht hat, können wir drauf und es passt tatsächlich. Wir sind absolut die Letzten. Direkt hinter uns geht die Klappe zu und das Schiff fährt mit einiger Verspätung los.

Auf die Fährfahrt waren wir jetzt irgendwie gar nicht vorbereitet und schnell tauschten wir die Jogginghosen gegen Jeans, packten ein paar Sachen in den Rucksack und machten uns auf den Weg nach oben.
Der Weg war schon nicht mehr leicht zu gehen, das Schiff hatte direkt Wellengang und schaukelte ordentlich hin und her… kein Wunder bei dem Wind heute. Wir suchten nach freien Sitzplätzen und quetschten uns an einem Stützpfeiler in eine enge Sitzgruppe. Uff, geschafft.
Der Kapitän machte eine Durchsage, dass alle bitte überprüfen sollen, ob ihre Handbremsen angezogen sind. Offenbar rechnet er mit mehr Wellen. Natürlich hat sich auch André noch einmal den Weg nach unten gesucht und alles überprüft. Selbstverständlich war die Handbremse angezogen und André froh, als er wieder zurück war.
Nun saßen wir so auf dem Schiff und ließen uns kräftig durchschaukeln. Das war dann der Moment, in dem ich froh war, dass wir vorhin nicht auf`s Schiff kamen und damit nur 3 statt 7 Stunden „Kotzkurs“ fahren. Natürlich ging das Schiffspersonal schon bald durch die Reihen und verteilte Kotztüten. Wir lehnten ab, hoffentlich war das kein Fehler ;-).
Bei dem Wellengang hatte André komischerweise mal keine Lust, das Schiff zu erkunden oder Fotos zu machen und auch mir war weder nach Spielen oder Lesen. Ich schloss einfach die Augen und schlief sogar irgendwann ein.
Geweckt wurde ich dann etwas unsanft, als sich das Schiffspersonal um einen seekranken Mann seitlich hinter uns kümmern musste. Ein Grieche, der mit seiner ganzen Familie unterwegs war. Die Familie machte sich große Sorgen und so wurde der Krankenwagen schon mal für unsere Ankunft in Bodo bestellt. Offenbar haben sie etwas mehr Wirbel gemacht, denn auch einige höhere Streifentiere äh Offiziere standen nun bei der Familie. Mensch, warum kann der arme Mann denn auch nicht mit dem Hubschrauber direkt abgeholt und erlöst werden…
Auch vorne im Schiff ging es wohl mehreren nicht ganz so gut und so sammelte die Crew die vollen Tüten ein und verteilte noch einmal leere. Bitte lieber Gott, lass es mir nicht so schlecht werden und auch niemandem, der direkt in meinem Umfeld sitzt. Sonst wird mir nämlich spätestens dann auch schlecht…
Wir hatten Glück, unsere Sitzgruppe hat die Fahrt gut überstanden und wir unterhielten uns, teils auf Deutsch und teils auf Englisch über die weiteren Routenpläne. Irgendwann hatten wir es zwischen kleinere Inseln geschafft und die Wellen ließen nach. Na bitte, jetzt noch das letzte Stück und dann endlich runter vom Schiff.
Das Ausladen der Fähre ging dann zum Glück ziemlich fix, obwohl wir erneut die letzten waren. Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen.
Bodo ist eine recht große Stadt mit viel Verkehr. Für uns nach so langer Zeit schon fast ungewohnt stressig. Wir suchten uns den Weg zur Fv17 und ab da wurde es dann glücklicherweise wieder ruhiger.
Endlich konnten wir eine Pause machen um uns von den Strapazen der Fähre zu erholen. Der Regen ließ auch nach und so entschieden wir, die Saltstraumen anzusteuern.

Kurz bevor wir sie erreichten, erblickte ich 2 Elche auf der Wiese. André konnte so schnell gar nicht bremsen und wendete das Auto bei nächster Gelegenheit. Natürlich hatte sich einer der beiden Elche schon wieder von der Straße weg, etwas weiter im Wald versteckt… Wir drehten erneut und ein kleines Stück weiter sah ich noch einen dritten Elch. Unglaublich! Dieses Jahr haben wir auf jeden Fall deutlich mehr Glück.

Bei den Saltstraumen angekommen waren wir noch ein wenig geflasht und nutzten den Spaziergang zur Brücke hoch, um den Kopf wieder klarer zu bekommen. Der frische Wind tat dabei sogar ausnahmsweise mal richtig gut.
Die Saltstraumen sind der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Auf 2,5 Kilometer Länge und einer Breite von ca. 150 Meter erreicht das Wasser eine Geschwindigkeit von bis zu 40 Km/h. Dadurch entstehen an den Rändern sichtbare Strudel, die teilweise bis zu 10 Meter im Durchmesser haben.

Von der Brücke lassen sich diese Strudel sehr gut sehen. In der Nähe kann man offenbar auch Bootsausflüge buchen und sich mit einem Schnellboot in den Strudel stellen. Auch Angler gibt es hier unten reichlich. Das nährstoffreiche Wasser zieht einige Prachtexemplare förmlich an. Uns reicht der Anblick und der Krach, den das Wasser hier veranstaltet.
Mit dem Spaziergang haben wir ein wenig Ruhe gewonnen und die Anspannungen des Tages hinter uns gelassen. Obwohl wir heute eigentlich nicht viel gemacht haben, merken wir, dass wir ziemlich ko sind. So schauen wir uns auf P4Night nach einem Schlafplatz um. Da es an der Hauptstraße eher laut und voll sein wird, entscheiden wir uns mal wieder für einen kleinen Umweg und so steuern wir einen Platz Richtung Svinnesfjaera Strand an. Wir stehen zwar direkt neben der Straße, aber da sie nur auf eine kleine Insel führt ist es ziemlich ruhig. Es fuhren am Abend gerade einmal 3 Autos an uns vorbei und zweimal kam jemand zu Fuß vorbei. Links und rechts hätten wir Ausblick aufs Wasser gehabt, wenn nicht mal wieder Ebbe wäre… Immerhin merken wir hier nicht viel von dem Wind und können unseren ungeplant schnellen Abschied der Lofoten bei einer leckeren Konservendose Revue passieren lassen… Nun sind nämlich alle heiklen Fährpassagen hinter uns und wir können den Rest der Reise etwas besser planen…. Wobei wir eigentlich gar nicht nach Hause wollen…
