Die Nacht war herrlich ruhig. Das Einzige, woran wir uns noch gewöhnen müssen, ist die lange Helligkeit. Als wir um kurz nach 5 Uhr das erste Mal wach waren, war es schon wieder Tag hell und die Sonne stand recht hoch am Himmel. Zum Glück konnten wir aber noch ein wenig weiterschlafen.

Um 08:00 Uhr fuhren wir dann nach einem kurzen Frühstück ab, denn für heute war die Devise „Strecke machen“. Bei der Planung der Route haben wir auf dem nächsten Teilstück auch nicht wirklich viel Sehenswertes entdeckt.
Wir füllten unseren Tank mal wieder auf. Dieses Mal zahlten wir 2,36 Euro für den Liter Diesel.

Während wir uns so über die E4 immer weiter nach Norden kämpften, kamen wir plötzlich an einem sehr chinesisch aussehenden Haus mit größerem Gelände vorbei. Schnell mal ein Foto gemacht und im Internet recherchiert. Dabei handelt es sich um das „Dragon Gate“. Es war wohl einmal ein Hotel, dass aber schon seit mindestens 10 Jahren keine Gäste mehr empfängt. Laut den Google Rezensionen lohnt sich ein kleiner Besuch, denn man kann einige typisch chinesische Sachen besichtigen. Schade, inzwischen sind wir schon zu weit weg. Umdrehen dauert bei dem was wir uns für heute vorgenommen haben zu lange.
Zur Mittagszeit erreichten wir dann die Högakustenbron, eine Hängebrücke, die mit der Golden Gate Bridge verglichen werden kann. Wir versuchten zunächst vor der Brücke einen schönen Spot zur Aussicht zu finden, was leider nicht funktionierte. So ging es dann weiter über die Brücke. Am Ende gibt es dann einen großen Rastplatz. Hier standen schon zig Reisemobile und wir ergatterten nur einen Parkplatz, weil ein anderes Mobil gerade wieder weiter fuhr… Ist halt Mittagszeit und hier hat man wirklich eine schöne Aussicht.

Nach einigen Fotos verspürten wir, angelockt durch die vielen leckeren Esstische, auch ein kleines Hüngerchen. Viel Zeit wollten wir aber nicht verlieren und so gab es ein paar Bockwürstchen mit Salat. Während des Essens unterhielten wir uns mit einem Ehepaar aus Kiel. Auch deren Ziel ist das Nordkap. Allerdings sind sie mit einem Wohnwagen unterwegs und haben 5 Wochen eingeplant…Rentner müsste man sein .
Die nächste Etappe sollte nun weitere 6 Stunden dauern. Wir hatten uns als Zwischenziel den Storforsen ausgesucht. Einziger Nachteil… dieser Stopp bedeutet alleine von der Fahrtzeit einen Umweg von knapp zwei Stunden.
Wir kämpften uns also erst einmal weiter nach Norden durch. Dieses Mal sollte Marie ein paar Kilometer machen…. Es folgten natürlich direkt 7-8 Kreisverkehre in Umea… na super… Dann ging es ein Weilchen gut weiter, bis die E4 leider einige Baustellen hat. Dort sind dann auch nur 30-50 Km/h erlaubt… blöd nur, dass wir direkt den Wohnwagen vor uns hatten, der sich das Fahren hier nicht zutraute. Statt 50 fuhren wir 30, statt 30 fuhren wir 15 und bei jeder kleinen Bodenwelle bremsten wir lieber mal komplett ab… Einige Kilometer mussten wir uns daher ganz schön quälen.
Da sich der Himmel immer weiter zuzog und es immer später wurde, haderten wir mit uns, ob wir uns den Umweg trotzdem noch antuen oder doch besser ausfallen lassen sollen.

In Pitea mussten wir uns entscheiden, denn hier ging die Abzweigung ab. Wir nutzten die Gelegenheit noch einmal für einen Tankstop. Dieses Mal war der Diesel schon deutlich teurer und lag bei 2,43€. Wir kauften uns noch schnell ein Eis und während wir dieses genüsslich verzehrten, kehrte eine Invasion von ungefähr 10 Luxus-Ferraris zum Tanken ein. Der Anblick und der Sound der Motoren waren schon irre. Auf Tshirts der Fahrer konnten wir erkennen, dass sie aus der Schweiz sind und eine gemeinsame Reise zum Nordkap machen… wahrscheinlich treffen wir uns dort alle wieder :D.
Auf dem Regenradar von Wetteronline gab es die dunkle Wolke, die sich immer weiter auf uns zu bewegte, gar nicht. Auch google meinte, dass es erst ab 22 Uhr regnen könnte. Wir entschieden aus dem Bauch heraus, die Fahrt zum Storforsen anzutreten. Etwas über eine Stunde. Wenn die Angaben von Park4night stimmen, gibt es neben dem offiziellen Platz (No Camping) noch einen weiteren, auf dem wir übernachten dürfen. Wenn nicht, müssen wir anschließend noch einmal ca. 45 Minuten zurück fahren… Drückt uns mal die Daumen.
Auf der langen Strecke zum Storforsen war es deutlich ruhiger als auf der E4. Überall gab es Elch-Warnschilder und dieses Mal wurde die Straße nicht mit Zäunen abgetrennt. Wir schauten uns überall um und hofften sooo sehr, Elche zu sehen. Nix passierte und irgendwann erreichten wir den Storforsen…

Schon beim Ansteuern checkten wir den hinteren Parkplatz. Leider ist er durch eine Schranke versperrt. Dort werden wir also definitiv nicht übernachten können. Au man.
Auf dem offiziellen Parkplatz standen dann überraschenderweise schon mehrere Reisemobile und bei einigen war sehr deutlich zu erkennen, dass sie die Nacht dort verbringen werden. Das finde ich schon dreist, wenn man sich direkt vor ein „No Camping“ Schild parkt… wir werden es definitiv nicht machen.
20 Uhr 45: Ich war schon vor dem Wohnmobil, André packte noch ein wenig Kameraequipment zusammen als es anfing zu regnen… Die schwarze Wolke, die wir die ganze Zeit gesehen haben, hatte es nun genau zum Storforsen geschafft. War ja irgendwie klar. Jetzt war es uns auch egal. Wir zogen die Regenjacken über und machten uns auf den Weg.

Erst ging es ein Stück durch den Wald bis der extra angelegte Holzpfad über ruhigere Teile der Stromschnellen begann. Wir waren gerade an einem Unterstand mit Grillplatz, als der Regen so richtig runter kam. Logischerweise stellten wir uns erst einmal unter und warteten das Schlimmste ab. In dieser Zeit konnte sich die erste Mückenherde frohen Mutes auf uns stürzen.
Nach ca. 5 Minuten war es dann zum Glück vorbei und wir konnten bis zur großen Stromschnelle weiter gehen. Absoluter Vorteil: Wir waren komplett alleine hier!
Es war schon unglaublich wie schnell sich die vielen Wassermassen bewegt haben. Der Lärm, den das Wasser macht, hörten wir schon aus einiger Entfernung aber direkt hier konnten wir uns kaum noch unterhalten.
Wir machten etliche Fotos und Videos und erst als wir eigentlich schon fertig waren, kam eine kleine Familie mit Hund. Perfekt. So traten wir allmählich den Rückweg an.

Dieses Mal gingen wir an ein paar Grillstellen vorbei. Im Sommer kann man es sich hier definitv gemütlich machen. Obwohl ein paar Gruppen gerade fluchtartig aufbrechen mussten, lag nirgendswo auch nur ein Müllteil herum. Die einzigen Beweise, dass gerade gegrillt wurde, lieferten noch warme Grillstellen und 3 zurückgelassene Kartoffeln :D. Warum klappt das bei uns in Deutschland eigentlich nicht?
Zurück am Wohnmobil checkten wir noch einmal kurz Park4night und wählten einen anderen Platz, etwas weiter weg von der Straße. Bis zu diesem ist es noch etwa eine halbe Stunde zu fahren. Das schaffen wir jetzt auch noch.

Auf dem Rückweg war es dann plötzlich soweit. Links neben der Straße auf einer Wiese stand eine Elchkuh. André brachte das Wohnmobil zum Stehen und schnell wurde die Kamera gezückt. Leider haben wir den Elch mit dem Anhalten aber aufgeschreckt und so machte er sich (zum Glück langsam), auf den Weg davon. Kein Wunder, schließlich hatte die Dame ein Baby dabei. Voll süß! André versuchte die Fotos aus dem Fahrerfenster heraus zu machen, während ich vergeblich nach dem großen Objektiv suchte. In dieser Zeit sind gefühlt 50 Mücken durch das Fenster ins Wohnmobil geflüchtet. Na das kann ja was werden.
Immerhin haben wir es endlich geschafft Ein Elch in freier Wildbahn. Eigentlich schade, dass es nun nur noch 5 Minuten bis zum Schlafplatz sind
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Der Schlafplatz „Nystrand“ liegt direkt an einem kleinen Fluss herrlich versteckt im Wald. Hier fühlten wir uns auf Anhieb wohl. Doch bevor wir den Abend (immerhin ist es schon 22:20 Uhr) entspannt beginnen können, müssen erst einmal die Mücken gekillt werden… Leider gibt es hier am Fluss auch einige und so blieben wir eher im WoMo. Zwischendurch hatten wir sogar das Gefühl, die Fliegengitter müssen undicht sein, denn immer wieder kamen neue Mücken angeflogen. Sicherheitshalber machten wir die Fenster einfach mal komplett zu.
Während ich versuchte die Fotos und Infos des Abends zu sichern, verbrachte André die freie Zeit weiter mit der Jagd nach Mücken…
Obwohl es um 23:30 Uhr noch immer hell war, entschieden wir uns zu schlafen. Immerhin haben wir heute exakt 900 Kilometer gerockt.
